Heute genügen kleine Schnitte

Die Thoraxchirurgie von HOCH Health Ostschweiz entwickelt sich rasant. Für die Leiterin, Prof. Dr. med. Corinna Ludwig, und den Leitenden Arzt, Dr. med. Sebastian Wiesemann, eröffnen sich damit erstaunliche Möglichkeiten.

«Man muss operieren wie ein Räuber: Schnell rein, schnell raus, dann merken es die Patientinnen und Patienten nicht.» Diese Worte hat Prof. Dr. med. Corinna Ludwig heute noch im Ohr. Gesagt hat sie einer der damals versiertesten Thoraxchirurgen an der Uniklinik in Genf – vor über 25 Jahren. Ohne zu ahnen, was er damit auslösen würde.

«Als junge Allgemeinchirurgin habe ich ihn operieren sehen und war so begeistert, dass ich Thoraxchirurgie lernen wollte», blickt die Leiterin der Thoraxchirurgie bei HOCH Health Ostschweiz in den Rückspiegel.

Bereut hat sie ihren Entscheid nie. «In der Thoraxchirurgie ist viel Bewegung drin. Wie sich das Fach über die Jahre entwickelt hat, ist absolut faszinierend. Heute genügen 4 - 5 kleine Schnitte von einem Zentimeter, wo man früher die Rückenmuskulatur durchtrennen musste – mit der Folge, dass die Patientin oder der Patient den Arm nicht mehr richtig heben konnte. Oder schauen wir die Therapie des Lungenkarzinoms an mit den neuen Medikamenten und den Vorbehandlungen, die dazu führen, dass die Tumore besser entfernt werden können.» Das sei sehr befriedigend, fügt sie an.

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Lieber im Operationssaal

Dr. med. Sebastian Wiesemann nickt. Auch er verfügt über langjährige Erfahrung, 2011 schloss er die Facharztausbildung im Bereich Thoraxchirurgie ab. «Ich arbeite gerne mit den Händen und bin lieber im Operationssaal als in Sitzungen oder am Computer», sagt er.

In die Thoraxchirurgie wollte er einst «einfach mal reingucken», als ihm noch ein halbes Jahr Weiterbildung fehlte. Das war 2007. Aus dem «Reingucken» sind 18 Jahre geworden. «Ich finde die Thoraxchirurgie spannend, weil sie klein und überschaubar ist, und trotzdem vielfältig. Abgesehen von der Lungentransplantation decken wir hier in St.Gallen das ganze Spektrum ab: die onkologische Chirurgie, vor allem Lungenkrebs, aber auch Brustwandtumore sowie funktionelle Chirurgie, zum Beispiel bei Zwerchfellparesen. Oder wir reparieren Rippenfrakturen. Wir erlösen Patientinnen und Patienten auch vom unangenehmen Schwitzen an den Handflächen: Dabei können wir mit einer einfachen Operation die Lebensqualität steigern.»

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Prof. Dr. med. Corinna Ludwig ist seit 20 Jahren in der Thoraxchirurgie tätig und seit 01.04.2024 Leiterin der Thoraxchirurgie bei HOCH Health Ostschweiz. Sie schätzt es sehr und sieht es als absolute Stärke, dass sie am Kantonsspital St.Gallen die Zeit hat, jede Operation mit der Patientin oder dem Patienten persönlich besprechen zu können. Dr. med. Sebastian Wiesemann hat langjährige Erfahrung in der Thoraxchirurgie und ist immer noch begeistert davon. Er und sein Team decken von Rippenfrakturen über Zwerchfellparesen bis Lungenkrebs das ganze Leistungsspektrum ab.
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Viele Operationen können heute roboterassistiert mit dem DaVinci durchgeführt werden, was nicht nur für die Patientin oder den Patienten weniger belastend, sondern auch für den Thoraxchirurgen körperlich entlastender ist.

Ausbildung in Freiburg

Beide, Corinna Ludwig und Sebastian Wiesemann, haben unter anderem am Universitätsklinikum in Freiburg gelernt – die Klinik gilt als eine der grössten und renommiertesten Einrichtungen Deutschlands für Thoraxchirurgie und führt einen der wenigen Lehrstühle des Landes. «Wir genossen dort eine breite Ausbildung und haben auch Lungen transplantiert», sagt Corinna Ludwig. Damals sind sie sich nicht über den Weg gelaufen. Heute ist das anders: Seit dem 1. Januar 2025 arbeiten sie in der Klinik für Thoraxchirurgie in St.Gallen zusammen und bündeln ihre Fachexpertise aus insgesamt 50 Jahren.

Ihre Kernkompetenz: Lungen erhalten. Ihr Grundsatz: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. «Befindet sich ein Tumor an der richtigen Lage und ist nicht grösser als zwei Zentimeter, entfernen wir nur dieses eine Segment (ca. 5 – 7 % Lungengewebe) statt den ganzen Lungenlappen oder gar einen Lungenflügel», erklärt Sebastian Wiesemann und spricht dabei die zweite Kernkompetenz an: die minimalinvasive Technik, eine äusserst schonende Methode, die sie wann immer möglich anwenden. Ob das roboterassistiert geschehe oder so genannt «traditionell», also mit einer Videokamera durch die Schlüssellochmethode, sei nicht relevant.

Kürzer und schonender

Viel relevanter: Für die Patientinnen und Patienten bedeute es so oder so einen weniger invasiven Eingriff, weniger Schmerzen sowie eine raschere Genesung. Wie bei jener jungen Frau, die just hinter dem Brustbein einen vier Zentimeter grossen Tumor hatte. «Früher hätte es keine Alternative gegeben, das Brustbein zu durchtrennen – mit einer langen Narbe. Nun reichten vier kleine Schnitte unter den Achseln, und am dritten Tag verliess sie das Spital mit einem Lachen», schildert Corinna Ludwig den erfreulichen Verlauf.

Dass sie den geplanten Eingriff und die Optionen mit jeder Patientin und jedem Patienten persönlich besprechen kann, empfindet sie als Privileg. «Unser Fachbereich ist klein und deshalb persönlich. Wer hier ist, begegnet immer wieder denselben Gesichtern, oder sogar demselben Gesicht.» Sebastian Wiesemann ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der Techniken im Patientengespräch aufzuzeigen: «In gewissen Fällen ist auch die offene Operation die bessere Lösung und nicht etwa gefährlicher.»

Entlastung beim Operieren

Die roboterassistierte Operation bedeute für ihn als Chirurg zweifelsfrei eine Entlastung: «Es ist körperlich weit weniger anstrengend und weniger statisch. Die Instrumente sind so beweglich wie ein Handgelenk, 270 Grad. Damit sind wir flexibler und ich sehe alles dreidimensional. Das eröffnet neue Möglichkeiten.»

Ein Plus sei sie auch für die Ausbildung: «Man kann das ganze Geschehen verfolgen, ohne ständig jemandem über die Schultern zu schauen und auch selber via Robotikassistenz einen Teil übernehmen.»

Angehende Kolleginnen und Kollegen breit zu fördern, damit sie vielseitig einsetzbar sind, ist beiden ein Anliegen. So, wie sie es einst in Freiburg erlebt haben. Gleichzeitig heisst es selber am Ball bleiben. Die Thoraxchirurgie entwickelt sich rasant. «Es ist heute schon sehr viel möglich», hält Corinna Ludwig fest. Das Ziel bleibt dabei unverändert: Wie Räuber operieren – schnell rein, schnell raus, ohne dass die Patientinnen und Patienten etwas merken.

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Online- Sprechstunde für Zuweisende

Eine Fallbesprechung, eine Zweitmeinung einholen oder einfach nur eine Frage zu den operativen Möglichkeiten, dem Behandlungsverlauf oder Genesungsprozess stellen: Das ist in der neuen Online-Sprechstunde unkompliziert und standortunabhängig vom eigenen Standort aus möglich. Das Angebot besteht bereits für Patientinnen und Patienten und ab November gibt es diese niederschwellige Anlaufstelle auch für zuweisende Ärztinnen und Ärzte. «Wir wollen persönlich erreichbar sein und den Kontakt pflegen», sagt die Leiterin Thoraxchirurgie, Prof. Dr. med. Corinna Ludwig.

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lungenzentrum@h-och.ch

Kontakt

www.h-och.ch/thoraxchirurgie

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